Wir halten an unserer Forderung fest

Wir fordern den Wuppertaler Stadtrat auf, eine politische Erklärung zur Aufnahme von in Griechenland festsitzenden Geflüchteten abzugeben.

(English)

Das Refugee-Camp an der mazedonisch-griechischen Grenze in Idomeni wurde «freiwillig» geräumt. Einige Aktive von «Cars of Hope Wuppertal» waren währenddessen da. Sie beobachteten, wie die dort verbliebenen Menschen vorgeblich freiwillig in Busse und anschließend in offizielle Camps verfrachtet wurden. Die Bedingungen in diesen «offiziellen Camps» sind nach übereinstimmenden Berichten allerdings noch schlimmer als in Idomeni: Es gibt kaum Trinkwasser, alles ist dreckig und die Decken sind undicht. Nicht einmal Strom zum Aufladen der Telefone ist vorhanden. Wir gehen deshalb davon aus, dass viele diese Lager bald wieder verlassen werden. Die seit langem immer wieder angekündigte Räumung des Lagers von Idomeni ist ganz offensichtlich der Versuch der griechischen Regierung und der Europäischen Union, das Schicksal der Menschen, die auf dem Weg nach Europa in Griechenland gestrandet sind, unsichtbar zu machen. Angesichts der Umstände in den «offiziellen Lagern» waren es wohl weniger die Bedingungen, als vielmehr die Bilder, deren «Aushalten» durch Innenminister De Maiziére von uns verlangt worden war, die zur Räumung führten. Sie hatten dank der Arbeit von Freiwilligen und Organisationen – wie bspw. «Ärzte ohne Grenzen» oder «Cars of Hope Wuppertal» – den unmenschlichen Umgang Europas mit Zuflucht Suchenden zuvor beinahe täglich illustriert.

«welcome2wuppertal» (w2wtal) wird das unsichtbar machen der Geflüchteten und ihres Daseins nicht mitmachen. Wir halten deshalb unverändert an der in unserem Offenen Brief an die im Wuppertaler Stadtrat vertretenen Parteien formulierten Forderung fest: Wir fordern den Stadtrat der Stadt Wuppertal auf, sich für die Aufnahme der in Griechenland festsitzenden Geflüchteten aus humanitären Gründen in Deutschland auszusprechen und seinerseits die Bereitschaft zu erklären, ein angemessenes Kontingent dieser Menschen in unserer Stadt aufzunehmen. In Wuppertal existieren erst kürzlich mit großem Aufwand geschaffene räumliche und personelle Strukturen zur Aufnahme geflüchteter Menschen. Die sind für Geflüchtete wesentlich besser geeignet als jene in Griechenland – einem Land, das sich wegen einer durch die deutsche Regierung durchgesetzten Kürzungspolitik selber in desolater Lage befindet.

In einigen Städten und auch in Landesparlamenten gab und gibt es ähnliche Initiativen wie in Wuppertal. In OffenbachMünchenOsnabrück, in Schleswig-Holstein oder im bayrischen Landtag wurde Ähnliches thematisiert. Forderungen zur Aufnahme von Geflüchteten aus Griechenland wurden durch viele initiative Gruppen, von Ortsverbänden der Grünen, durch VertreterInnen der Partei die LINKE, den Minsterpräsidenten von Thüringen, Bodo Ramelow, und sogar von der bayrischen Landtagsfraktion der SPD erhoben. Ohne, dass darüber öffentlich diskutiert worden wäre. Die Öffnung der Grenze zu Mazedonien und nach Mitteleuropa scheint ein Tabu zu sein, ein Zaun, an dem auch diskursiv nicht gerüttelt werden soll. Und das, obwohl auch Deutschland sich letztes Jahr zur Aufnahme von Flüchtlingen aus Italien und Griechenland verpflichtete. Bis jetzt sind jedoch über das so genannte «Relocation-Programm» ganze 37 Flüchtlinge aus Griechenland nach Deutschland gekommen.

Der Offene Brief und unsere Forderung soll in der Juli-Sitzung durch die Ratsfraktion die LINKE in den Stadtrat Wuppertal eingebracht werden. Die Ratsfraktion der in NRW mitregierenden Grünen konnte sich nicht zu einer Unterstützung durchringen. Durch einen Rückzug auf eine formale Begründung, nach der «Es uns als Kommune weder möglich [ist], eine bestimmte Gruppe von Flüchtlingen aufzunehmen oder aber mehr Flüchtlinge aufzunehmen, als für unsere Stadt vorgesehen sind» wird der Forderung nach einer politischen Erklärung der Stadt Wuppertal eine Absage erteilt (Antwort lesen). Des Nachhilfeunterrichts hätte es nicht bedurft, natürlich sind uns die Entscheidungsstrukturen zur Flüchtlingsaufnahme bekannt. Deshalb setzen wir uns für eine politische Willenserklärung des Stadtrates ein. Doch genau das scheint das Problem der Grünen zu sein – würden sie durch Zustimmung zu einer flüchtlingsfreundlichen Rats-Resolution doch die eigene rot-grüne Landesregierung unter Druck setzen, bspw. einer vom Thüringer Ministerpräsidenten Bodo Ramlow angeregten «koordinierten Aktion mehrerer Bundesländer» zur Aufnahme von Refugees aus Griechenland beizutreten.

Die Ratssitzung findet am Montag, den 4.Juli statt. Sie beginnt um 16:00 Uhr. Wir würden uns freuen, wenn möglichst viele Menschen verfolgen, wie sich die im Stadtrat vertretenen Parteien zu unserer Forderung verhalten.

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We maintain our demand

We call on the Wuppertal City Council to issue a political declaration on the reception of refugees being trapped in Greece.

(Deutsch)

The Idomeni refugee-camp at the Macedonian-Greek border was «voluntary» evicted. Some people from «Cars of Hope Wuppertal» have been there and observed how the remaining people have been pushed into buses and then into official camps. Conditions in these „official camps“ are even worse than in Idomeni: People report there is no drinking water, everything is dirty and the ceilings are leaking. There is not even electricity for charging mobile phones. We expect many people leaving these camps soon. The eviction of Idomeni, which was announced for a long time, is an obvious attempt by the Greek government and the European Union to cover the fate of the people who are stranded in Greece on their way to Europe. They want to make them invisible. Given the conditions in the «official camps» there were probably less the terms, but rather the pictures whose „enduring“ had been requested of us by Interior Minister de Maiziere, which led to the eviction. Because of the work of volunteers and organizations – ie. «Medics sans Frontiers» or «Cars of Hope Wuppertal» – these images had illustrated the inhuman European treatment of refugees almost on a daily basis in the past.

«welcome 2 wuppertal» (w2wtal) will not participate in the hiding of refugees and their life. We maintain our demand which was formulated in our Open Letter to the parties of the Wuppertal City Council: We urge the City Council to engage in the reception of refugees who are trapped in Greece in Germany by humanitarian reasons and to declare the willingness to host an adequate quota of these people in Wuppertal. In Wuppertal are enough spatial and personnel structures which just were build up recently with a lot of engagement. These structures are much more suitable for refugees than those in Greece – a country which is in a desolate situation itself as a result of Germany’s financial dictate.

There have been similar demands to ours in some cities and state-parliaments. In Offenbach, München, Osnabrück, in Schleswig-Holstein or at the Bavarian parliament something similar became a topic. Demands to take refugees from Greece have been made by many initiatives, by local structures of the Green party, by representatives of the Left party, the Prime Minister of Thüringen, Bodo Ramelow, and even by Bavarian parlamentarians of the Social Democrats. None of the initiatives made it to the public discussion. The opening of the border to Macedonia and Europe seems to be a taboo – a fence, which not can’t even be shattered by a discourse, although Germany agreed on the reception of refugees from Italy and Greece in the last year. But until now only 37 refugees came from Greece to Germany by this so called «relocation-program».

The Open Letter and our demand will be brought to the Wuppertal City Council by the fraction of the Left party during its next session in July. The fraction of the Green party, which is part of the red-green state government didn’t decide to support our initiative. They argued strictly formal as they rejected support for a political statement by the city of Wuppertal (see their answer). They say Wuppertal would have no possibilities to decide on refugees itself. This coaching wasn’t necessary, of course we know about the structures of decisions in the reception of refugees. This is the reason why we engage for a political statement of the City Council. But this seems to be the problem of the Greens – by a refugee-friendly petition which could lead to a joint action of German states as it was proposed by Thüringens Prime Minister Bodo Ramelow, they would force an unpleasant situation for their own state-government in NRW.

The session of the City Council will take place on Monday, July 4. It starts at 16:00 CET. We would be glad if many people will become witnesses of the parties’ decisions on our call.

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  • Das nächste w2wtal-Plenum findet am Freitag, den 30.8.2019 um 15 Uhr statt.
    Ort: Robertstr. 5 a, Wuppertal-Elberfeld


    Zeit und Ort der nächsten AG-Treffen erfahrt ihr am besten über unseren telegram-Kanal.


  • Wir rufen zu Gründung eines Wuppertaler Bürger*innen-Asyls auf. In vielen Städten haben sich bereits Initiativen gebildet, die von Abschiebung bedrohten Menschen konkret helfen möchten.

    In Kürze werden wir zu einer Informations-Veranstaltung zum Bürger*innen-Asyl einladen. Ort und Zeit erfahrt ihr an dieser Stelle und über unsere anderen Kanäle.

    Bis dahin lassen sich viele Infos bereits hier finden: aktionbuergerinnenasyl.de


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    welcome2wuppertal (w2wtal) ist eine Initiative von Menschen die schon lange in der Stadt leben und neu Zugezogenen. Gemeinsam wollen wir selbstorganiserte und konkret solidarische Strukturen schaffen, die allen hier Lebenden eine Partizipation und das Recht über unser Leben mitzubestimmen ermöglichen. Beteiligt euch, kommt vorbei, macht mit! Wenn ihr Fragen habt, schreibt uns einfach eine E-Mail (nutzt bei sensiblen Inhalten das verschlüsselte Formular), und wenn ihr über w2wtal-Treffen informiert werden möchtet, nutzt einen unserer Kanäle bei Facebook, Twitter oder telegram.


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