Verstörende Zeiten

(English)

Ertrunkene bei Idomeni werden genutzt, um Unterstützende und Flüchtende an den Grenzen zu diffamieren.

Die Woche nach dem EU-Türkei-Gipfel ist die Woche vor dem EU-Gipfel. Das Feilschen mit dem Schicksal Tausender geht weiter. Die haben einstweilen im Schlamm von Idomeni auf weitere Abschreckungsmaßnahmen zu warten. Jede Idee von Europa stirbt dort an der Seite der Geflüchteten. Gestern fand ein verzweifelter Versuch statt, die Grenze zu überwinden als 3.000 Menschen zu Fuß nach Mazedonien gingen. Sie konnten erfolgreich die grüne Grenze passieren, die meisten wurden jedoch später verhaftet und nach Griechenland zurückgebracht. Heute führt das zu einer massiven Medien-Offensive gegen die Unterstützer*innen, die versucht haben, den Flüchtenden zu helfen. Was am Vortag noch als «gut organisierter Marsch» bezeichnet wurde, wird nach «Tagesschau»-Meldungen heute zu einer «zynischen Aktion».

Grund für diese Darstellung ist ein Flugblatt, das die Flüchtenden über eine Lücke im Grenzzaun informierte und den Weg dorthin beschrieb. Teil der Route war ein kleiner Fluss, der überquert werden musste. Unterstützer*innen versuchten den Menschen durch das Wasser zu helfen, weil die Überquerung gefährlich war: Drei Menschen, zwei Frauen aus Afghanistan und ein junger Mann, starben zuvor in den Fluten. Doch sie waren offensichtlich nicht Teil des Marsches, der am Morgen gestartet war. Das Magazin «Der Spiegel» berichtete bereits gegen 15:00 Uhr über ihren Tod und gab an, dass sie in der Nacht zuvor ertrunken waren. Ein ähnlicher Ablauf wurde auch von der Website «Are you Syrious?» berichtet.

Was die «Tagesschau» und andere Medien da machen, ist eine Art von schmutziger Propaganda gegen Freiwillige und Unterstützer*innen, die sich nicht auf das Austeilen von Essen oder Decken und damit auf das Ersetzen fehlender offizieller Hilfe beschränken wollen. Jeder Akt aktiver Hilfe die Grenzen zu überwinden und die Reise fortzusetzen, wird kriminalisiert und diffamiert. Deshalb wollen sie von der «Verantwortlichkeit» derer reden, die die Flugblätter ausgehändigt haben. Dafür verschweigen sie den Zeitpunkt des Unfalls – nur um sagen zu können, der Marsch hätte das Leben Flüchtender gekostet.

Obwohl wir finden, dass Aktionen wie das Verteilen solcher Flugblätter und das Vorbereiten einer Route kritisch sind und, bevor sie beginnen, sehr gut geplant sein müssen, können wir die bigotte Verurteilung der Unterstützer*innen nicht akzeptieren: Die Situation, die Menschen zu solchen verzweifelten Handlungen treibt, wird von der EU und denen gemacht, die wirklich für das Leiden und Sterben auf den Meeren und neuerdings auch mitten in Europa verantwortlich sind. Anstatt die drei Toten zur eigenen Entlastung zu nutzen, sollten sie wegen der Grenzschließung beschämt sein.

Doch ihre Darstellung ist auch ein Angriff auf die Würde der Menschen in Idomeni und anderswo. Durch die Anklage derer, die die Flugblätter verteilten, verweigern sie denjenigen die Anerkennung der Selbstermächtigung und Eigenverantwortung, die selber entschieden zu flüchten, ihr Zuhause aufzugeben, die riskante Passage nach Griechenland zu machen und letztlich auch zur mazedonischen Grenze zu gehen. Es beweist ihr Unverständnis der Situation, das nur zu einer weiteren Verschlimmerung, zu weiteren Toten und mehr Tragödien führen wird.

Wir trauern um die Toten und wir fühlen mit den Menschen, die es gestern versuchten und verloren haben. Und wir appellieren an alle Initiativen und Unterstützer*innen, sich nicht auseinanderdividieren zu lassen – denn das ist es, was sie wollen.


Am Samstag, den 19.März, wird eine Gruppe von Aktivist*innen aus Wuppertal nach Griechenland aufbrechen, um Flüchtende zu unterstützen. Sie und ihre Reise können auf vielfältige Weise unterstützt werden. Schaut auf ihre Website: Cars of Hope Wuppertal (Facebook)

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Disturbing times

(Deutsch)

The drowned at Idomeni are abused for defaming supporters and refugees at the borders.

The week after the EU-Turkey summit is the week before the next EU-summit. The haggling with the fate of thousands goes on. Those have to wait for new deterrences in the mud of Idomeni. Any idea of Europe is dying there beside the refugees. Yesterday a desperate attempt to cross the border took place as 3.000 people marched towards Macedonia. They succeeded to cross the green border, most of them were arrested and sent back to Greece later. Today this leads to a massive media-offensive against the supporters who tried to help the refugees. What was called a «well organized march» yesterday, becomes a «cynical action» according to German «Tagesschau»-news.

The reason for this interpretation is a flyer, which informed the refugees of an open gap in the fence at the border and gave advise how to come there. Part of the route was a small river which had to be crossed. Supporters tried to help the people through the waters, because the crossing was quite dangerous: Three people, two Afghan women and a young man, died in the floods earlier. But obviously they were not part of the march which started in the morning. German newspaper «Der Spiegel» reported their death around 15:00 CET and it said, the three people drowned in the night before. Similar reports come from the website «Are you Syrious?»

What «Tagesschau» and other media do, is a kind of dirty propaganda against volunteers and supporters who don’t want to limit theirself to handing out food or blankets and to replace missing official support. Each act of an active help to cross the borders and to continue the journey is criminalized and defamed. So they want to talk about the «responsibility» of those who handed out the flyers. Therefore they conceal the time of the accident at the river – just to say the march costed the lifes of refugees.

Although we think actions like handing over such flyers and preparing a route are critical and have to be well planned before they start, we cannot accept the bigoted condemning of the supporters: The situation which forces people to desperate actions like this is made by the EU and those who are really responsible for the suffering and dying of refugees at the seas and recently in the middle of Europe. Instead of using the three deads for their own discharge, they should be ashamed by the decision of closing the borders.

But what they also do is attacking the dignity of the people in Idomeni and elsewhere. By accusing the supporters who handed out the flyer, they deny the self-empowerment and self-responsibility of the people who decided to flee, to leave their homes, to make the risky passage to Greece and finally to march to the Macedonian border yesterday by their own. It prooves their misunderstanding of the whole situation, which only will lead to a worsening, to further deaths and more tragedies.

We mourn for the dead, we feel with the people who tried and lost yesterday. And we appeal to all initiatives and supporters not to be parted from each other – this is what they want.


On Saturday, March 19, a group of activists from Wuppertal will go to Greece to support refugees. There are several ways to support them and their journey. Have a look on their webpage: Cars of Hope Wuppertal (Facebook)

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  • Das nächste w2wtal-Plenum findet am Freitag, den 30.8.2019 um 15 Uhr statt.
    Ort: Robertstr. 5 a, Wuppertal-Elberfeld


    Zeit und Ort der nächsten AG-Treffen erfahrt ihr am besten über unseren telegram-Kanal.


  • Wir rufen zu Gründung eines Wuppertaler Bürger*innen-Asyls auf. In vielen Städten haben sich bereits Initiativen gebildet, die von Abschiebung bedrohten Menschen konkret helfen möchten.

    In Kürze werden wir zu einer Informations-Veranstaltung zum Bürger*innen-Asyl einladen. Ort und Zeit erfahrt ihr an dieser Stelle und über unsere anderen Kanäle.

    Bis dahin lassen sich viele Infos bereits hier finden: aktionbuergerinnenasyl.de


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  • no person is illegal
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    welcome2wuppertal (w2wtal) ist eine Initiative von Menschen die schon lange in der Stadt leben und neu Zugezogenen. Gemeinsam wollen wir selbstorganiserte und konkret solidarische Strukturen schaffen, die allen hier Lebenden eine Partizipation und das Recht über unser Leben mitzubestimmen ermöglichen. Beteiligt euch, kommt vorbei, macht mit! Wenn ihr Fragen habt, schreibt uns einfach eine E-Mail (nutzt bei sensiblen Inhalten das verschlüsselte Formular), und wenn ihr über w2wtal-Treffen informiert werden möchtet, nutzt einen unserer Kanäle bei Facebook, Twitter oder telegram.


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