Liebe Menschen. Liebe Freundinnen und Freunde von w2wtal.
Wir brauchen euch!
Seit drei Jahren organisieren wir gemeinsam an jedem dritten Sonntag im Monat ein Frühstück im Café ADA. Das erste Frühstück fand im Februar 2015 statt. Seither ist viel passiert. Zunächst viel Gutes: Wir erinnern uns an den Sommer, als viele von euch nach Wuppertal gekommen sind, an unsere Treffen danach, im Herbst 2015, als wir mit über einhundert Menschen zusammen gefrühstückt haben und an Hoffnungen bei euch und auch bei uns auf eine Zukunft, in der Europa seiner Verantwortung gerecht würde und durch Kolonialismus, Kriege und Ausbeutung in Not geratene Menschen aufnimmt. Und viele Refugees erhielten zunächst auch eine Möglichkeit, sich in Deutschland ein neues Leben einzurichten.
Aber schon zum Ende des Jahres 2015 hatte sich die Situation auf den Flucht- und Reisewegen sehr verschlechtert. Wir erinnern uns an Lager in Ungarn, an das Elend festsitzender Flüchtender auf dem Balkan oder an das Camp in Idomeni. Gleichzeitig machten Rechte und Rassisten gegen unsere Hoffnungen mobil. Immer mehr Politiker machten Forderungen nach Ausgrenzung, Abschiebung und Abschottung zu ihrer eigenen Sache. Die Lage in vielen europäischen Ländern änderte sich. Schweden und Österreich verschärften ihre Flüchtlingspolitik, in Frankreich wurde das Lager in Calais geräumt, es gab einen schmutzigen Deal mit der Türkei, in Griechenland wurden Geflüchtete auf Inseln interniert. Flüchtende wurden auf die gefährliche Route durchs Mittelmer gezwungen und Helfer, die die dort Ertrinkenden retten wollten, wurden zu Kriminellen gemacht. Stattdessen stattete die EU Menschenhändler und Betreiber von Folter- und Vergewaltigungslagern mit viel Geld aus.
Europa zeigte immer mehr die alte Fratze als alte Kolonialmacht, für die Menschen nicht den gleichen Wert haben. Die Reden von „europäischen Werten“ entlarvten sich als Lüge und Heuchelei. In Deutschland schien es eine Weile lang noch etwas anders. Doch wer es sehen wollte, konnte schon 2016 sehen, dass auch in Deutschland Menschenfeinde und Rassisten immer mehr die öffentliche Diskussion bestimmten. Spätestens seit der Wahl im letzten September und mit den Erfolgen der rassistischen AfD bilden Verachtung und Ignoranz auch hier die offizielle Grundlage der Politik. Das „Absinken der Flüchtlingszahlen“ wird inzwischen gefeiert wie der Rückgang einer schweren Infektion. Und die letzten Vereinbarungen der großen Parteien zeigen, dass die neue Regierung gewillt ist, von der Abschreckung zunehmend zum offenen Krieg gegen alle überzugehen, die hier eine neue Heimat suchen. Am Tag unseres Jubiläums-Fühstücks wird sich die „linke“ sozialdemokratische Partei wahrscheinlich einverstanden erklären, „Obergrenzen“ für Flüchtende zu akzeptieren, Menschen in Abschiebelagern zu internieren, Bargeldzahlungen durch Gutscheine zu ersetzen und Familien weiter auf eine Wiedersehen mit ihren Liebsten warten zu lassen. Es wird nun endgültig kalt in Deutschland. Es ist deshalb Zeit, dass wir zusammenstehen.
Wir verstehen, dass viele in ihrem Alltag sehr beschäftigt sind. Dass viele auch müde sind. Aber wir können den Kampf um eine menschliche Zukunft für alle nicht alleine führen. Wir brauchen euch, um Wege zu finden, wie wir unser gemeinsames Leben in dieser Stadt und in diesem Land schützen können. Wir brauchen euch, um uns daran zu erinnern, dass es immer noch sinnvoll ist, dem Hass in Medien, Politik und auf der Straße entgegen zu treten. „Ich bin hier weil ihr hier seid. Ich bin hier weil wir hier sind. Ich bin hier weil du da bist. Ich bin hier weil es Menschen gibt, die keine Angst haben.“ (Kien Nghi Ha)
Deshalb bitten wir euch: Kommt alle zu unserem Jubiläum ins ADA. Lasst uns diesmal viele sein! Drei Jahre w2wtal-Frühstück im ADA: Sonntag, 21. Januar, 11 Uhr, Wiesenstraße 6 in Wuppertal-Elberfeld.