Warum wir zum gemeinsamen Frühstück einladen…
Welcome to Wuppertal (w2wtal) lädt Geflüchtete und Freund*innen einmal monatlich zum gemeinsamen Frühstück ins ADA ein. Bei den Treffen, die zukünftig an jedem dritten Sonntag eines Monats stattfinden sollen (erstmals am 22.2. ab 11 Uhr), soll das gegenseitige Kennenlernen im Mittelpunkt stehen. w2wtal geht es darum, tatsächliche Bedürfnisse und Anliegen von Geflüchteten zu erfahren und gemeinsam mit ihnen zu überlegen, wie damit umgegangen werden kann.
w2wtal versteht sich nicht als karitative Initiative, die neu nach Wuppertal gekommenen Menschen für vermeindliche Bedürfnisse eigene Angebote vorsetzt – vielmehr sollen für selbstorganisierte Strukturen Bedingungen geschaffen werden, die die Geflüchteten in die Lage versetzen, ihr Leben in Wuppertal selbsttätig zu gestalten. Es geht dabei mehr um das Öffnen eigener Netzwerke und das Teilen von Wissen um Überlebensstrategien in dieser Stadt als um Nothilfe oder Spenden.
Wie kommt ein prekär Lebender von Barmen nach Elberfeld? Wo findet mensch Anschluss und günstiges oder kostenfreies Essen, ohne Gefahr zu laufen, rassistisch angemacht zu werden? Gibt es kostenlose Kultur? Kann eigentlich irgendwo deutsch gelernt werden, auch ohne Papiere in der Tasche zu haben? Lassen sich Beschäftigungen vermitteln?
Hinter dem Anspruch, konkrete Solidarität zu organisieren, steht das Wissen um eine Asylpolitik in Deutschland, die allen Beteuerungen der Politiker*innen zum Trotz ausgrenzt, isoliert und geflüchtete Menschen weitgehend entrechtet. Hinter dem Anspruch, Menschen zu helfen, in unserer Stadt in Frieden und mit Perspektiven zu überleben, steht das Wissen um ein von Deutschland forciertes mörderisches Grenzregime der Europäischen Union, dem viele derjenigen, die hier angekommen sind, gerade nochmal entkommen konnten. Und hinter der Absicht, gemeinsam für ein besseres Leben zu kämpfen, steht der Zorn darüber, dass immer mehr in „gute“ – dem deutschen Wirtschaftsstandort dienliche – und „schlechte“ – fürs Profitinteresse „unnütze“ – Menschen eingeteilt wird – egal, sie ob zugezogen sind oder hier geboren wurden.
Eine „zivilgesellschaftliche Willkommenskultur“, wie sie von Politik und Medien angesichts eines von Teilen der Gesellschaft immer offener formulierten Rassismus gefordert und gefördert wird, kann und will daran nichts ändern. Sie lindert und hilft und stützt damit ungewollt auch die ins kapitalistische System eingeschriebenen Strukturen des oben und unten, des drinnen und draußen. In der Überzeugung, dass Rassismus und soziale Ausgrenzung nur gemeinsam überwunden werden können will w2wtal hierzu eine Alternative sein.
Solange es in Wuppertal kein selbstverwaltetes „Welcome Center“ für Geflüchtete gibt – der erste Versuch im Rahmen der Hausbesetzungen in der Marienstraße auf dem Ölberg sowas durchzusetzen, ist bekanntlich leider gescheitert – ist das monatliche Treffen zum Frühstück und das Angebot eines selbstorganisierten Sprachunterrichts, der im Rahmen des ersten Frühstücks am 22.2 vorgestellt werden wird, ein Anfang. Beides steht bewusst allen Menschen offen – völlig unabhängig vom Status des jeweiligen Aufenthalts.
Und weil der Mensch ein Mensch ist,
Drum braucht er was zum Essen, bitte sehr!
Es macht ihn ein Geschwätz nicht satt,
Das schafft kein Essen her.Und weil der Mensch ein Mensch ist,
Drum hat er Stiefel im Gesicht nicht gern!
Er will unter sich keinen Sklaven sehn
Und über sich keinen Herrn(Berthold Brecht)
Erstes gemeinsames Frühstück am 22.2.2015 ab 11 Uhr im ADA, Wiesenstraße 6, Wuppertal-Elberfeld (Ecke Gathe)
Einladungen* zum Download (als pdf-Datei)
Farsi – فارسی (farsi_deutsch)
Arabisch – العربية (arab_deutsch)
Englisch – english (engl_deutsch)
Französisch – français (franz_deutsch)
* Es werden noch Menschen für zukünftige (auch andere) Übersetzungen gesucht. Bitte mal melden. (w2wtal [at] bastardi.net)