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Organisiert euch gegen die Zerstörung des Asylrechts!

Liebe Freundinnen und Freunde, die Pläne der konservativen Parteien für ein neues Asylgesetz sollten (auch) Flüchtlinge, die hier in Deutschland leben, kennen. Deshalb haben wir unten eine Zusammenfassung in englischer Sprache erstellt. Ganz unten findet Ihr eine arabische Übersetzung als pdf-Datei.

* Dies ist eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Aspekte des Entwurfs für eine neue deutsche Asylreform. Der Referentenentwurf wurde am 17. September veröffentlicht. Die Zusammenfassung stammt aus einer Stellungnahme von PRO ASYL: Abschottung, Isolation und Obdachlosigkeit werden zum Programm. Der Entwurf sieht tiefe Einschnitte im Aufenthalts-, Asyl- und Sozialrecht vor. Tritt er in Kraft, bedeutet das zum Beispiel:

  1. Alle Flüchtlinge, die von der Dublin-III-Verordnung betroffen sind, für deren Asylverfahren also ein anderer Mitgliedstaat zuständig ist, erhalten keine Sozialleistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz. Sie erhalten lediglich ein Rückflugticket in den zuständigen Staat und Verpflegung für die Reise. Sie erhalten keine medizinische Versorgung, keine Unterkunft, kein Bargeld etc…* (*dieser Punkt scheint sich nach den letzten Meldungen etwas zu entschärfen…)
  2. Die deutsche Regierung erfindet einen neuen Aufenthaltsstatus, die „Bescheinigung über die vollziehbare Ausreisepflicht“. Wenn ein Flüchtling seine Abschiebung aktiv verhindern will, verliert er seine Arbeitserlaubnis, seinen Ausbildungsplatz und sogar seine Sozialhilfe. Von dieser Neuregelung wären auch Flüchtlinge betroffen, die derzeit eine so genannte Duldung haben. Damit würden praktisch alle Vorteile der kürzlich in Kraft getretenen „Bleiberechtsregelung“ zunichte gemacht. Gleiches gilt, wenn die Ausländerbehörde meint, der Flüchtling sei wegen des deutschen Sozialsystems nach Deutschland gekommen, wenn der Asylantrag als „offensichtlich unbegründet“ abgelehnt wurde oder wenn jemand aus einem „sicheren Herkunftsland“ kommt.
  3. Entgegen der angeblichen Absicht, die Asylverfahren zu beschleunigen, legalisiert der Entwurf die schlechte Praxis des Bundesamtes, Asylsuchenden die sogenannte BÜMA (Bescheinigung über die Meldung als Asylsuchender) auszustellen. Das hat zur Folge, dass die Menschen mit der BÜMA noch länger warten müssen, bis sie endlich einen Asylantrag stellen können.
  4. Der Entwurf sieht auch vor, dass die Grenzpolizei selbst prüfen kann, welcher Mitgliedstaat für das Asylverfahren zuständig ist. Damit sollen schnelle Inhaftierungen und Dublin-Abschiebungen ohne Rechtsmittel ermöglicht werden.
  5. Asylsuchende sollen verpflichtet werden, sechs Monate in einem Aufnahmezentrum zu bleiben (bisher maximal drei Monate). In dieser Zeit sollen sie statt Bargeld nur noch Gutscheine oder Essenspakete erhalten. Menschen aus so genannten sicheren Staaten können bis zu ihrer Abschiebung in diesen Lagern konzentriert werden.
  6. Die gerade erst fast abgeschaffte Residenzpflicht soll wieder eingeführt werden.
  7. Sie wollen die Möglichkeit ausweiten, Asylsuchende bei der Einreise mit dem Flugzeug direkt am Flughafen festzunehmen.
  8. Sie wollen Albanien, Kosovo und Montenegro auf die Liste der sogenannten sicheren Staaten setzen.
  9. Die Ausländerbehörde darf keine Abschiebung mehr ankündigen, auch wenn eine Person seit Jahren mit einer Duldung, also ohne legalen Aufenthaltstitel, hier lebt.#
  10. Auch wenn eine Person den Flüchtlingsstatus und eine Aufenthaltserlaubnis erhält, bleibt die formale Verpflichtung zur Übernahme aller Kosten bestehen, d.h. wenn ein Familienmitglied oder eine Institution eine Verpflichtungserklärung unterschrieben hat, muss diese Person oder Institution für immer und ewig zahlen (bisher endet die Verpflichtung mit der Anerkennung als Flüchtling).Wir wollen uns gegen diese Pläne organisieren. Einige Freunde wollen eine gemeinsame Erklärung vorbereiten, die wir am Donnerstag nach dem Deutschkurs im Cafe Ada (ca. 16:30 Uhr) diskutieren wollen. Ihr seid herzlich eingeladen, an einer Erklärung mitzuarbeiten, die wir vor dem 3. Oktober veröffentlichen wollen.

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Dear friends, the plans for a new asylum law the conservative parties are pushing forward is something that should be known (also) by refugees that live here in Germany. Therefore, we made a summary in English. Below you can find an arabic translation as a pdf-file.

* This is a short summary on the most important aspects of the draft of the new german asylum reform. The draft was published on 17th of September. The summary is taken from a statement of the German NGO PRO ASYL (in German): Abschottung, Abschreckung und Obdachlosigkeit werden zum Programm (Policy of deterrence, isolation and homelessness)

The draft envisages deep cuts regarding residence, asylum and social rights. If it becomes effective  it will mean in example:

  1. All the refugees that are affected by the Dublin-III-regulation, i.e. another memberstate is in chargefor their asylum process, will not recieve any social welfare according to the Asylbewerberleistungsgesetz (asylum seekers´ welfare law). They will receive nothing more than a return ticket to the state in charge and supplies for the journey. They will get no more medical treatment, no accomodation, cash money etc…* (*this point seems to become a little ‚bit less harsh according to the latest news…)
  2. The german government is inventing a new residence status, the „certificate on the executable obligation to leave“. If a refugee is considered to prevent his or her deportation actively, he or she looses work permit, vocational training position and even social welfare. This new regulation would affect refugees who now have a so called „Duldung“ (exceptional leave to remain). Practically, this would impede all benefits of the „Bleiberechtsregelung“ (regulation for residence) that recently entered into force. The same thing will happen if authorities (Ausländerbehörde) believe that the refugee has come to Germany because of its social system, if the asylum application has been rejected „offensichtlich unbegründet“ (obviously without cause), or if someone is a citizen of a „save country of origen“.
  3. In contrast to its supposed intention to accelerate the asylum proceedure, the draft legalises the bad practise of the Bundesamt (Federal Office) to give asylum seekers the so called „BÜMA“ (certificate about the registration as asylum seekers). As a result, people will have to wait even longer with the BÜMA until they can finally apply for asylum.
  4. The draft also envisages that the border police itselve could check which member country is in charge of the asylum procedure. This targets towards quick imprisonment and Dublin-deportations without any legal remedies.
  5. Asylum seekers should be obliged to stay in a reception center für six months (now it is three months maximum). During this time period, refugees receive only coupons or food packages instead of cash money. People from so called saved countries can be concentrated in this camps until they are deported.
  6. They want to re-introduce the Residenzpflicht (obligation not to leave the district) which had just been nearly abolished.
  7. They want to expand the posibility to arrest asylum seekers directly at the airport when they enter Germany by plane .
  8. They want to add Albania, Kosovo and Montenegro to the list of so called save countries.
  9. The authorities (Ausländerbehörde) may not announce a deportation anymore, even if a person lives here with a Duldung, this means without a legal residence permit for years.
  10. Even if a person receives the refugee status and a residence permit, a formal obligation to asume all the costs remains effective.That means that if any obligation has been signed by a family member or an institution, this person or institution will have to pay for ever and ever (up to now, the obligation ends with the recognition as refugee.)

We want to organize against these plans. Some friends want to prepare a common statement and we want to discuss this on Thursday after the Deutschkurs in Cafe Ada (around 4:30 p.m.). You’re very welcome to take part in making a statement we want to publish before October 3rd.

Translated summary in Arabic